Wenn präzise Abläufe unter Hochdruck abgerufen werden sollen, muss vorher in Ruhe jeder Handgriff dafür geübt werden. Bei Reanimations- und Schockpatienten zählt jede Minute und das Adrenalin lässt auch bei geübten Tierärzten und TMFAs das Herz bis zum Hals schlagen. Viele Schritte könne hierbei für ein gutes Gelingen sorgen:
- eine Anmeldungskraft, die weiss, welche Punkte sie bei der telefonischen Voranmeldung abfragen muss und die es beherrscht, völlig hysterische Besitzer zu beruhigen
- ein Notfallwagen, der zentral geparkt mit allem bestückt umgehend flexibel eingesetzt werden kann
- Tierärzte/Innen und TMFAs die sicher Intubieren und Venenkatheter schieben können und das 1×1 der Intensivmedizin beherrschen
- ein „Teamleiter“, der Anweisungen gibt, damit jeder seine Aufgabe erfüllt und vor Aufregung nicht alle alles tun und keiner wirklich etwas erreicht
- eine Medikamentenliste mit im Voraus ausgerechneten Notfallmedikamenten, damit in der Eile keine Fehler passieren
- eine Nachbesprechung in der Fehler und geglücktes Handling besprochen werden
- ein Program/ Unterlagen wo das Vorgehen/ der Ablauf hinterlegt ist, sodass es alle nachlesen können
klingt logisch und einfach, muss aber wie ein Theaterstück regelmäßig geprobt werden, sonst erlebt man im Krisenfall sein blaues Wunder.
Wir geben uns größte Mühe alle Mitarbeiter unseres Teams hier regelmäßig zu schulen, denn Teamwork makes the Dreamwork. So auch im Falle dieses kleinen Fellknäules, dass nach einem Autounfall von panischen Besitzern in die Praxis getragen wurde und mit lichtstarren Pupillen und ohne fühlbaren Puls wohl schon auf der Mitte der Regenbogenbrücke war. Dank Venenkatheter, Schockinfusion, Atropin und diverser anderer Notfallmaßnahmen konnten wir das Blatt aber noch einmal wenden. Es stellte sich heraus, dass die kleine Maus sich 5 Rippen jeweils oben und unten gebrochen hatte und eine schwere Lungenblutung aufwies , die zum hypovolämischen Schock geführt hatte. Nach einem Tag Kinderbettchen-ITS (Ein Früchchenbett aus dem Kinderkrankenhaus) konnten wir mit Schmerzdauertropf und Sauerstoffmaske auf Normalstation verlegen. Und wie durch ein Wunder erholte sich die Lunge und der Brustkorb ohne chirurgischen Eingriff, da die Rippen vom Schulterblatt ausreichend gestützt wurden.
Nach einigen Tagen konnte unser Unglücksrabe mit Dreifach-Schmerzmittel-Gabe zur Boxenruhe entlassen werden und die Besitzer übernahmen liebevoll die weitere Pflege. In der Zwischenzeit ist die kleine ShiTzu-Dame wieder ganz genesen und wir hoffen sie hält sich in Zukunft von Autos fern.