Im Netz kursieren derzeit traurige Nachrichten, dass die Tierheime mit steigenden Zahlen von Abgabetieren kämpfen, die wegen der Angst vor einer Corona-Übertragung von Tier zu Mensch abgegeben werden.
Hier einige wissenschaftlich belegte Fakten dazu:
Coronavirusinfektionen sind in der Tiermedizin schon lange bekannt und nahezu für jedes Haustier beschrieben. Das WICHTIGSTE vorab: Es gibt derzeit keinen Hinweis auf Übertragungsmöglichkeiten von Coronaviren zwischen Hund- bzw. Katze und dem Menschen. Tierische Familienmitglieder müssen also weder verbannt, noch besonders geschützt werden.
Bei Katzen wurde das Coronavirus als Auslöser von Durchfällen bei Jungtieren schon 1960 entdeckt. Kurze Zeit später wurde auch nachgewiesen, dass der gleiche Virusstamm, wenn er sich in Abwehrzellen „verirrt“ zur FIP führt, der bisher nur experimentell heilbaren, infektiösen Bauchwassersucht. FIP und Durchfall gibt es also schon seit Jahrzehnten in der Katzenpopulation und noch NIE wurde ein Mensch mit einem solchen Stamm infiziert und erkrankte. Die Coronaviren der Katzen sind immunologisch kaum oder nicht verwandt mit dem menschlichen Coronavirus.
Bei Hunden könne Coronaviren im Zusammenhang mit dem Zwingerhustenkomplex (Adenoviren, Bordetellen etc.) nachgewiesen werden und führen zu milden Hustensymptomen. Auch diese Erkrankung gibt es schon seit Jahren und es gibt keine Kreuzinfektionen. Die Coronaviren des Hundes sind immunologisch kaum oder nicht verwandt mit dem menschlichen Coronavirus.
Auch beim Schwein (transmissibles Gastroenteritis-Virus, TGEV), Rindern (bovinen Coronavirus (BCV)) und Pferden gibt es Coronavirusinfektionen mit meist milden, nichtübertragbaren Durchfall- oder Atemwegssymptomen. Auch Kleinsäuger und Vögel können Coronaviren tragen, aber auch für deren Infektionen gibt es keine nachgewiesene Übertragbarkeit.
Bei Kindern kommen übrigens auch eine Vielzahl von milden Coronaviruserkrankungen vor. Das wird auch als Grund vermutet, warum Kinder weniger schwer an Covid19 erkranken. Sie besitzen bereits eine Teilimmunität. Niemand käme aber auf die Idee, seine Kinder weg zu geben.
Eine Sache könnte aber dennoch jetzt sinnvoll sein: wenn Sie alleine mit ihrem Haustier wohnen und zur Risikogruppe gehören oder einfach auf Nummer sicher gehen wollen, bitten Sie frühzeitig einen Freund oder Nachbarn darum, sich um Ihr Tier zu kümmern, sollte Bedarf bestehen. Auch sollte Sie ein paar Tage Futtervorrat besitzen (nicht Monate!) und ihre Hundeaktivitäten nicht in Gruppen abhalten. Alles Gute und bleiben Sie gesund!
Gerne Teilen, damit kein Tier aus Unwissenheit im Tierheim landet!
Quellen:
Katzenkrankheiten kompakt; 1. Auflage. Stuttgart: Enke Verlag in MVS Medizinverlage Stuttgart GmbH & Co. KG; 2015
Tiermedizinische Mikroboilogie, Infektions- und Seuchenlehre; Selbitz H, Truyen U, Valentin-Weigand P, Hrsg. 10., aktualisierte Auflage. Stuttgart: Enke Verlag; 2015.
Katzenmedizin; Quelle: Lutz H, Kohn B, Forterre F, Hrsg. 6., aktualisierte Auflage. Stuttgart: Thieme; 2019.