Die meisten kennen mich noch nicht, ich bin die Neue. Frau Nowotnick, ihres Zeichens Zahntierärztin und Not- und Weichteilchirurgin. Also keine Sorge wenn Sie mich im Notdienst antreffen, ich zieh nicht nur Zähne! 

 

Aber um das Thema Zähne soll es sich heute unbedingt handeln! 

Wer kennt es nicht, das Tier wird älter, fängt langsam an aus dem Maul zu stinken. Voll normal. 

Scheinbar. 

Maulgeruch ist weder bei der gesunden Katze noch Hund „normal“. 

Manchmal beißen sie komisch, manchmal schlingen sie, sowieso wie immer, ohne zu kauen. Manche Katzen wollen plötzlich kein Nassfutter oder Trockenfutter mehr. 

 

Alles sehr, sehr subtile Anzeichen, die meistens nicht mal alle Tiere zeigen. („Er frisst ja noch“). Manche schlafen mehr („er ist halt alt“)…

 

Als Tierzahnärztin bekomme ich sehr häufig die wirklich alten Tiere vorgestellt. Bei der Untersuchung finde ich dann fast immer stark entzündete Zähne. „Aber er frisst ja noch!“. Hatten Sie schonmal Zahnweh? Haben Sie dann über Tage gehungert? Haben Sie ununterbrochen laut gejammert und immer auf die Stelle gezeigt, die weh tut? 

 

Problem erkannt, Problem gebannt. 

Sollte man meinen. Doch nun erkläre ICH Ihnen, dass ich Ihrem 10 Jahre altem Dobermann einen Zahn ziehen muss, damit diesem nicht das Auge rauseitert…. 

Ihre 14 Jahre alte Katze muss meiner Aussage nach dringend dental geröntgt werden und wird wahrscheinlich mit viel weniger Zähnen wieder aufwachen…. wenn sie wieder aufwacht, ihr Gedankengang.

 

Ich weiß als Tierhalterin (mit einem alten Hund) sehr genau, welche Gedankengänge Sie durchgehen. Vorrangig: „hat mein Tier einen wirklichen Nutzen von so einem Eingriff?“

 

Frau Dr. Eulitz hat es vorgemacht!

 

Sie wusste, dass ich ohne zu zögern Katzen im Alter von 18-21 Jahren in Narkose legte und sie erfolgreich von schmerzenden Zähnen befreit habe. 

Nichtsdestotrotz war meine Aufregung groß, als meine eigene Chefin mir ihre 16-Jahre alte, seeeehr schwer herzkranke Katze in die Arme gab mit der Aussage: „meine Katze hat so schlimme Zahnschmerzen, sie frisst nicht mehr! Und wenn er wirklich nicht die Narkose überstehen SOLLTE, ist er mir nicht vor dem Napf verhungert und Schmerzen hatte er dann in der Narkose auch nicht. Alles ist besser als jetzt! Dann soll es so sein!“

Dr. Eulitz war das Narkoserisiko durchaus bewusst, sie ist ja Kardiologin. Aber ein verhungern vorm Futternapf kam für Sie nicht in Frage. 

 

Nun ja, ich habe Gizmo natürlich trotzdem operiert. Alle Zähne geröntgt und nach Beurteilung des Zahnstatus mich entschieden, fast alle Zähne zu ziehen. 

Während der OP war eine Tiermedizinsche Fachangestellte ununterbrochen mit der Narkoseüberwachung beschäftigt. 

Und das war nicht so, weil es die Katze der Chefin war, sondern weil wir das immer so machen. Medicine for Family members. 

Jedes Tier wird behandelt, als wäre es unser eigenes. 

 

Gizmo war vor der OP sehr kopfscheu. 

Wir durften ihm wach nicht ins Maul schauen. 

Wenige Stunden nach der Zahn-OP fraß er bereits und fing an zu schmusen. 

Wenige Tage nach der OP liegt er jetzt wohlgenährt mit viiel Lebensqualität auf dem Sofa der Chefin!

 

Was ich sagen will? Will man als Besitzer wirklich zusehen oder mit dem Wissen leben, dass Zahnschmerzen vorhanden sind, aber nicht reagieren? Mit der Aussage „er ist halt alt“ können WIR  uns nicht abfinden. Kein Tier soll chronische Schmerzen haben. Zahnschmerzen sind chronische Schmerzen, auch wenn das Tier noch frisst. Wenn der Hund oder die Katze vor lauter Schmerzen das fressen einstellt, dann „brennt die Hütte“ und plötzlich wird ein Patient, bei dem es über teilweise Jahre abzusehen war, ein Notfall. 

Aus diesem Grund unser Appell: wenn wir oder ihr Tierarzt sagen „die Zähne müssen mal gemacht werden!“, bitte nicht abwinken mit: „der frisst ja noch!“. Sondern wirklich aktiv fragen „was kann ich machen?“ 

Frau Dr. Eulitz hat es vorgemacht. Macht es nach! 

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