Als Lotte im Fachzentrum vorgestellt wurde, war ihre Besitzerin sehr besorgt.
Seit einigen Wochen beobachtete Sie einen zunächst kleinen, roten, undefinierbaren Fleck im Gesicht zwischen linkem Auge und Ohr bei ihrer 6-jährigen Mietz. Nun breitete sich das Gebilde quasi über Nacht auf ein 5x5cm großes Hautareal aus.
Die Haustierarztpraxis hatte sie daraufhin sofort an unseren Dermatologen überwiesen. Als wir Lotte das erste Mal sahen, trug sie bereits 2 Wochen einen Halskragen als Kratzschutz und erhielt Medikamente… leider umsonst.
Hier angekommen zeigte sich bereits eine dicke Kruste an der Stelle. Zudem war durch die Schwellung Lottes Auge bereits stark beeinträchtigt und sie konnte kaum sehen.
Nach eingehender Untersuchung standen mehrere Differentialdiagnosen im Raum, darunter auch ein Plattenepithelkarzinom (einer der häufigsten Hauttumoren im Kopfbereich der Katze), welches es nun auszuschließen galt.
Also lösten wir die verbackenen Krusten. Lotte war unglaublich tapfer und hat keinen Mauz von sich gegeben und alles sehr brav mitgemacht.
Nun konnten wir das ganze Ausmaß der Wucherung sehen.
Wir führten eine Zytologische Untersuchung durch (dabei werden Abklatschpräparate der Veränderung entnommen und Zellen sowie andere Bestandteile der Läsion unter dem Mikroskop beurteilt).
Glücklicherweise fanden sich keine tumorverdächtigen Zellen in den Präparaten. Jedoch eine ganze Menge Bakterien, d.h. hier hatte sich eine Sekundärinfektion auf die ursprüngliche Hautveränderung gelegt. Außerdem fanden sich sehr viel Eosinophile Granulozyten (spezialisierte weiße Blutkörperchen) in der Probe.
Somit konnten wir Entwarnung geben und die Diagnose „Eosinophiles Granulom“ stellen.
Das eosinophile Granulom gehört zum sog. Eosinophilen Granulomkomplex, der in verschiedenen Formen und an verschiedenen Lokalisationen auftreten kann.
Dabei sammeln sich bestimmte Abwehrzellen in der Haut/Schleimhaut der Katze an und es entstehen gutartige Gewebezubildungen. Die Ursache ist jedoch unbekannt. Die Behandlung des Eosinophilen Granuloms kann langwierig sein und erfordert Geduld.
Lotte wurde also mit einem Antibiotikum zur Behebung der Sekundärinfektion und einem Juckreiz- und entzündungshemmenden Medikament behandelt. Die Besitzerin reinigte zusätzlich jeden Tag die Läsion. Der Halskragen blieb vorerst.
Eine Woche später konnte Lotte schon wieder ordentlich aus ihrem Auge schauen, die Entzündung war deutlich zurückgegangen und das Granulom viel kleiner.
Die Therapie wurde beibehalten und Lotte konnte nun bei ihrer Haustierärztin weiterbehandelt werden.
Zweieinhalb Wochen nach Vorstellung bei uns erhielten wir ein Foto von einer fast vollständig geheilten Lotte?
Wieder einer dieser FELLE, der zeigt wie toll die Zusammenarbeit mit geschätzten Überweisungskollegen funktioniert und dass gezielte Diagnostik kleinen Fellnasen zügig helfen kann.